Bezahlbares Wohnen ist die zentrale Säule für den gesellschaftlichen Zusammenhalt – sie muss langfristig abgesichert und gleichzeitig muss die klima- und altersgerechte Transformation des Gebäudebestands ermöglicht werden. Nur so wird Deutschland ein Land mit den richtigen Voraussetzungen für wirtschaftlichen Erfolg und soziale Gerechtigkeit bleiben.
In einem zentralen Lebensbereich kristallisieren sich die Ängste und Sorgen der Menschen dabei ganz besonders: beim Wohnen. Wenn die Leistbarkeit der Wohnung auf dem Spiel steht und wenn kaum noch neuer Wohnraum entsteht, dann sind tiefe Verunsicherung und politischer Vertrauensverlust die unausweichliche Folge. Der dringende Handlungsbedarf bei der häufig als „soziale Frage unserer Zeit“ bezeichneten Wohnkrise ist seit Jahren klar – doch durchgreifende politische
Lösungen bleiben Fehlanzeige.
Sowohl für die sozial orientierten Wohnungsunternehmen als auch für die Mieterinnen und Mieter – und damit fast zwei Drittel der Haushalte in Deutschland – spitzt sich die Lage immer weiter zu. Der klima- und altersgerechte Umbau der bestehenden Wohnungen sowie die Bekämpfung des Wohnungsmangels durch Neubau müssen bewältigt werden. Doch während Kosten und Vorgaben steigen, befinden sich die notwendige Sanierung des Wohnungsbestands und der Bau neuer Wohnungen im Sinkflug. Die sozial orientierten Wohnungsunternehmen sind in der aktuellen wirtschaftlichen Situation nicht in der Lage, die geforderten, enorm hohen
Investitionen zu tätigen. Sie dürfen gemeinsam mit ihren Mieterinnen und Mietern dabei von der Politik nicht alleingelassen werden.
Die Wohnstrategie der Wohnungswirtschaft mit Einzelforderungen werden im Folgenden kurz skizziert.
1. Sozial orientierte Wohnungsunternehmen stärken
Sozial orientierte Wohnungsunternehmen bieten bezahlbare Mieten, die deutlich unter dem Marktdurchschnitt liegen, und tragen damit wesentlich zum sozialen Frieden bei. Damit diese Unternehmen auch künftig handlungsfähig bleiben, fordert die Wohnungswirtschaft stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen und die Einführung langfristiger und verlässlicher Förderprogramme, die gezielt auf die Bedürfnisse der sozial orientierten Wohnungsunternehmen zugeschnitten sind.
2. Wohnungsbestand: Transformation durch klima- und generationengerechten Umbau wirtschaftlich ermöglichen
Der klima- und generationengerechte Umbau des Wohnungsbestands ist eine zentrale Aufgabe, die wirtschaftlich jedoch oft schwer tragbar ist. Die Wohnungswirtschaft fordert deshalb eine Priorisierung kosteneffizienter CO2-Reduktionen, indem erneuerbare Energien gefördert und übermäßige Anforderungen an die Gebäudestandards vermieden werden. Ein „Wärmewendegesetz“, das Quartierslösungen und den Ausbau der Fernwärme priorisiert, könnte entscheidende Fortschritte ermöglichen.
Genehmigungsverfahren für Geothermie und andere klimafreundliche Technologien müssen vereinfacht werden. Darüber hinaus ist eine stärkere Digitalisierung erforderlich, um den Energieverbrauch effizient zu steuern, und die Anpassung der EU-Vorgaben an die Realität, insbesondere durch einen „Worst-first“-Ansatz, der auf die Sanierung der am wenigsten effizienten Gebäude abzielt.
3. Wohnungsneubau: Wirtschaftlicher Fortschritt und sozialer Zusammenhalt gehen nur mit mehr Wohnraum
Der Wohnungsmangel in Deutschland ist dramatisch und gefährdet den sozialen Zusammenhalt und die wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere in Ballungsräumen. Um dieser Herausforderung zu begegnen, fordert die Wohnungswirtschaft eine dritte Fördersäule für bezahlbaren Wohnraum, der Mietobergrenzen zwischen 8 und 10 Euro pro Quadratmeter vorsieht. Gleichzeitig müssen Bauvorschriften gelockert werden, etwa durch flexible Standards für Schallschutz, Barrierefreiheit und den Verzicht auf Keller in bestimmten Gebäudetypen. Darüber hinaus soll der Wohnungsneubau als „überragendes öffentliches Interesse“ anerkannt werden, um Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Zinsgünstige Kredite und steuerliche Anreize sollen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Bau neuer Wohnungen verbessern.
4. Lösung der gigantischen Aufgaben muss bezahlt werden können
Die Investitionen in Klimaschutz, generationengerechten Umbau und Neubau können nicht allein durch Mieteinnahmen und staatliche Zuschüsse gedeckt werden. Die Wohnungswirtschaft fordert daher die Dynamisierung des Wohngelds sowie die Einführung einer echten Klimakomponente, die Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen gezielt entlastet. Zugleich müssen Vorgaben wie der verpflichtende Eigenkapitalpuffer abgeschafft werden, da sie Investitionen in den Wohnungsbau unnötig verteuern. Berichtspflichten, die derzeit erhebliche Kapazitäten in den Wohnungsunternehmen binden, sollten drastisch reduziert werden. Die EU-Taxonomie sollte überarbeitet werden, um energetische Sanierungen realistischer und wirtschaftlich tragfähiger zu gestalten.
5. Stadtentwicklung und Regionen stärken, um sozialen Zusammenhalt zu ermöglichen
Die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Stadt und Land erfordert gezielte Investitionen in strukturschwache Regionen und urbanen Wohnungsbau. Die Wohnungswirtschaft fordert eine Aufstockung der Städtebauförderung auf 1,5 Milliarden Euro jährlich, um städtebauliche Missstände zu beseitigen und den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Gleichzeitig sollte die Umnutzung von Brachflächen durch finanzielle Unterstützung der Kommunen erleichtert werden, insbesondere bei der Sanierung kontaminierter Flächen. Die Integration von Wohnungsbau in industrielle Großprojekte ist ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt. Quartiersmanagement und ehrenamtliche Tätigkeiten spielen eine Schlüsselrolle für den sozialen Zusammenhalt und müssen durch professionelle Strukturen und zusätzliche Fördermittel gestärkt werden.
6. Was zu vermeiden ist
Die Handlungsspielräume der Wohnungsunternehmen dürfen nicht durch zusätzliche Regulierungen weiter eingeschränkt werden. Die Wohnungswirtschaft fordert, dass das Gebäudeenergiegesetz (GEG) nicht weiter verschärft wird, stattdessen ist es erforderlich, die GEG-Systematik weiterzuentwickeln – weg vom reinen Effizienzgedanken, hin zu einer Systematik des CO2-Verbrauchs im Lebenszyklus. Die Umsetzung der Europäischen Gebäuderichtlinie (EPBD) in nationales Recht darf keine Belastung enthalten, die über die vereinbarte Richtlinie hinausgeht. Insbesondere darf es in keinem Fall eine Sanierungsverpflichtung mit verengtem Blick auf Einzelgebäude geben statt eines sinnvollen Einbeziehens ganzer Wohnquartiere in eine zukunftsfähige und kostengünstigere CO2-arme Energieversorgungsstrategie. Sämtliche Maßnahmen zur Energieeinsparung und zur Treibhausgasminderung sind als Sanierungen anzuerkennen, damit das Klimaziel finanzierbar bleibt. Dazu zählen insbesondere kostengünstige digitale Lösungen im Energie- und Heizungsmanagement.
Im Mietrecht darf es keine weiteren Verschärfungen geben, wenn die ambitionierten, politisch und gesellschaftlich geforderten Ziele von Klimaschutz, Generationengerechtigkeit und Wohnungsbau erreicht werden sollen. Eine stärkere Berücksichtigung des Einkommens bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Belastung der Vermieterinnen und Vermieter ist dabei – auch verfassungsrechtlich – geboten.
Um die Kapazitäten der Wohnungsunternehmen nicht weiter zu belasten, ist zudem auf die Einführung neuer Berichtspflichten zu verzichten.
Fazit: Lösungsansatz der Wohnungswirtschaft
Die beschriebene kritische Entwicklung rund um das Thema Wohnen und sozialen Zusammenhalt belegt unmissverständlich, dass die politischen Bemühungen der vergangenen Jahre bei Weitem nicht ausreichen. Deutschland braucht eine glasklare Wohnstrategie, in die alle relevanten Ressorts in Bund, Ländern und Kommunen einzahlen müssen. Diese bundesweite Wohnstrategie sollte drei zentrale Schwerpunkte umsetzen:
- Wohnungsbestand: Transformation ermöglichen
- Wohnungsneubau: Mehr Wohnraum ermöglichen
- Finanzierung: Hohe geforderte Investitionen ermöglichen
Die Zusammenfassung des GdW-Positionspapiers erfolgte mit Unterstützung von ChatGPT.
Das ausführliche Positionspapier der Wohnungswirtschaft finden Sie hier:
Wir haben wir vier bayerische Bundestagsabgeordnete nach den wohnungspolitischen Positionen ihrer Parteien für die Bundestageswahl 2025 befragt.