Die Wohnungswirtschaft ist männerdominiert. Woran liegt’s? Haben es Frauen aus Ihrer Sicht besonders schwer innerhalb der Branche Fuß zu fassen?

Die Wohnungswirtschaft ist nicht männerdominiert. Wenn ich mit Mitgliedsunternehmen telefoniere, habe ich es viel mit Frauen zu tun. Leider spiegelt sich dies noch nicht entsprechend in den Führungsetagen. Allerdings gibt es auch noch keine belastbare Bestandsaufnahme in der Wohnungswirtschaft Bayern.

Was raten Sie weiblichen Talenten, die eine Laufbahn in der Wohnungswirtschaft einschlagen wollen?

Ziele setzen, Berufserfahrungen in vielen verschiedenen Bereichen der Wohnungswirtschaft sammeln, Weiterbildungsmöglichkeiten nutzen, da sehe ich keine Unterschiede zwischen jungen Frauen und Männern. Sogar die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird mittlerweile auch von jungen Männern selbstverständlich gelebt. Raten würde ich besonders jungen Frauen, sich einen Mentor / eine Mentorin zu suchen oder am Mentoringprogramm des VdW Bayern teilzunehmen, um sich auszutauschen und das eigene Handeln und Wollen zu reflektieren.

Das Gesetz für mehr Frauen in Führungspositionen trat in Deutschland am 1. Januar 2016 in Kraft. Hat sich seitdem etwas in den Führungsetagen der Wohnungswirtschaft in Deutschland getan?

Das Gesetz richtet sich an große Unternehmen und die Wohnungswirtschaft, gerade in Bayern, ist kleinteilig strukturiert. In den Führungsetagen der Wohnungswirtschaft hat sich somit diesbezüglich wenig getan. Dennoch gehe ich davon aus, dass die gesetzliche Regelung mittelfristig auch Einfluss auf kleinere Unternehmen haben wird.

Männlich, weiblich, neutral. Ist die VdW Bayern-Gruppe inklusiv und gendergerecht aufgestellt?

„Inklusiv und gendergerecht“ aus meiner Sicht Nein, auch wenn sich in den letzten Jahren einiges getan hat. Trotzdem liegt es noch ausschließlich an der (sichtbaren) Bereitschaft des Vorstands, dass auf der zweiten Führungsebene in der VdW Bayern-Gruppe Frauen zu finden sind. Ich würde mich freuen, wenn an dieser Stelle zukünftig auch ein paar strukturelle Überlegungen angestellt werden und gleichzeitig bin ich mir sicher, dass wir auf einem guten Weg sind.

Sie sind Mitgründerin des Frauennetzwerkes der Wohnungswirtschaft Bayern. Was motivierte Sie zur Gründung dieser Initiative? Gibt es Voraussetzungen, die Frauen erfüllen müssen, um Teil des Netzwerkes zu werden?

Ich erinnere mich noch gut an den Verbandstag am 17. Mai 2017 in der Alten Kongresshalle München. Am Ende standen Frau Eckert-Gmell, Frau Moquette, Frau Peter und ich beieinander und besprachen, dass wir versuchen sollten, den weiblichen Führungskräfte in der Wohnungswirtschaft Bayern eine Austauschmöglichkeit zu bieten. Voraussetzung war, dass auf diesem Verbandstag 2017 sichtbar mehr Frauen als Vertreterinnen der Wohnungsunternehmen anwesend waren. Es bedurfte also keiner Motivation. Es war einfach eine kritische Masse erreicht, die ein Netzwerk benötigt. Und ja, es gibt eine Voraussetzung: Die Frauen sollten Führungskräfte sein. Es gäbe sicher auch den Bedarf an Austausch jenseits dieser Festlegung, aber wir haben an dieser Stelle angefangen.