Der Wohnungswirtschaft Bayern fehlt das Rüstzeug für die Klimawende im Wohnungsbestand

München (04.01.2024) – Für die Klimawende im Wohnungsbestand tickt die Uhr immer schneller. Bis 2040 möchte der Freistaat Bayern klimaneutral sein, so ist es im bayerischen Klimaschutzgesetz festgeschrieben. Ein wichtiger Sektor ist der Gebäudebestand. Doch die Wohnungswirtschaft fühlt sich bei dieser Mammutaufgabe nicht ausreichend unterstützt. Förderprogramme, Fördermittelausstattung, Infrastruktur, Handwerkermangel sowie Unklarheit bei den Energieträgern der Zukunft erschweren die Klimawende. Das ergab eine Mitgliederbefragung des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen. Nur die hohen Kosten stehen fest. Die Warmmieten werden aufgrund der energetischen Modernisierungen deutlich ansteigen müssen, davon sind 63 Prozent der befragten Unternehmen überzeugt.

Schlechte Noten bekommen vor allem die existierenden Förderprogramme für den Klimaschutz im Gebäudebereich. Fast vier Fünftel der sozial orientierten Wohnungsunternehmen in Bayern sind der Meinung, dass die Förderung nicht zielgerichtet genug ist. Einer der Hauptkritikpunkte: Nicht der CO2-Ausstoß, sondern die Dämmung und Gebäudetechnik steht häufig im Vordergrund. „Angesichts ohnehin exorbitanter Baukosten vermissen viele Unternehmen eine Kosten-Nutzen-Abwägung“, kommentiert Verbandsdirektor Hans Maier. Unzufriedenheit herrscht auch bei der Fördermittelausstattung. 78 Prozent der Befragten kritisieren, dass nicht genug Geld für zwingend notwendige Maßnahmen wie einen Heizungstausch zur Verfügung steht.

„Das ist eine katastrophale Beurteilung für die Bundespolitik“, sagt der Verbandsdirektor. Vor allem das Hick-Hack um das Heizungsgesetz und der aktuelle Förderstopp bei wohnungswirtschaftlichen Programmen der KfW sind aus seiner Sicht dafür verantwortlich.

Den Wohnungsunternehmen fehlt auch eine klare Ausrichtung bei den Energieträgern der Zukunft. Nur jedem viertem Unternehmen ist derzeit klar, auf welchen CO2-neutralen Energieträger es zukünftig setzen soll. „Ohne belastbare Zusagen der Politik und Energiewirtschaft ob, wann und in welchem Umfang regenerative Energieträger in den Wohnungsbeständen verfügbar sind wird sich diese Unsicherheit nicht beseitigen lassen“, stellt Maier klar.

Die fehlende Klarheit über die Energieträger beeinflusst auch die Frage nach der passenden Infrastruktur. 50 Prozent der Unternehmen gehen derzeit davon aus, dass die zur Umsetzung der Klimawende notwendigen Energie- und Wärmenetze an ihrem Standort noch nicht in ausreichender Kapazität vorhanden sind. Große Hoffnungen setzt die Branche daher unter anderem in die Kommunale Wärmeplanung – doch nur etwa 30 Prozent aller Wohnungsunternehmen in Bayern berichten, dass ihre Kommune sie bereits in Planungsprozessen als Partner wahrnimmt.

Entscheidend für eine funktionierende Klimawende werden die ausführenden Handwerksbetriebe sein. Doch auch hier ist die Wohnungswirtschaft skeptisch. Nur 10 Prozent sind zuversichtlich, dass ausreichend Handwerkerkapazitäten zur Verfügung stehen werden.