Nach aktuellen Auswertungen des Liegenschaftskataster-Informationssystems (ALKIS) der Vermessungsverwaltung durch die Experten des Bayerischen Landesamts für Statistik beläuft sich die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Bayern zum Stichtag 31. Dezember 2023 auf 870 297 Hektar (ha), das sind 12,3 Prozent der bayerischen Landesfläche (70 542 km²). Gegenüber dem Vorjahr nimmt die Siedlungs- und Verkehrsfläche um 4 521 ha bzw. 0,5 Prozent zu. Das bedeutet, dass in Bayern im Jahr 2023 im Durchschnitt jeden Tag eine Fläche von 12,4 ha – das entspricht in etwa der Fläche von 17 Fußballfeldern (105m x 68m) – zusätzlich für Siedlungs- und Verkehrszwecke in Anspruch genommen wurde. Da die Siedlungs- und Verkehrsfläche in erheblichem Umfang Grün- und Freiflächen umfasst, kann der Flächenverbrauch allerdings nicht mit Versiegelung (Überbauung, Betonierung, Asphaltierung o. a.) gleichgesetzt werden. So umfassen beispielsweise die dem Wohnbau oder der Industrie- und dem Gewerbe zugerechneten Flächen neben den bebauten auch alle zugehörigen (unbebauten) Freiflächen, wie zum Beispiel Hofräume, Spielplätze, Grünflächen oder Stellplätze.

Deutlicher Zuwachs bei den Flächen für Versorgungsanlagen

38,4 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsfläche in Bayern (ohne Bergbau und Tagebau/Grube/Steinbruch) entfallen auf Verkehrsflächen, also auf Straßen, Wege, Plätze, Schienen- und Luftverkehrsflächen sowie Flächen, die an Land den Schiffsverkehr betreffen. Im Vorjahresvergleich nimmt die Verkehrsfläche um 0,1 Prozent bzw. 475 ha zu. Im Jahr 2022 lag die Zunahme noch bei 787 ha.

Deutlich größer ist hingegen mit 1 399 ha der Zuwachs bei den Wohnbauflächen (+0,6 Prozent), die zudem mehr als ein Viertel (25,9 Prozent) der Siedlungs- und Verkehrsfläche insgesamt repräsentieren. Auch hier ist ein Rückgang im absoluten Zuwachs zu verzeichnen, da der Wert im Jahr 2022 bei 1 955 ha lag.

Fast 80 Prozent der Kraftwerksflächen sind Photovoltaikanlagen auf Freiflächen

Industrie- und Gewerbeflächen wuchsen im Jahr 2023 um 2 179 ha bzw. 2,2 Prozent auf einen Wert von 99 149 ha. Gut zwei Drittel des Zuwachses (1 506 ha) entfällt auf sogenannte „Versorgungsanlagen“, unter denen u.a. die Flächen zur Erzeugung erneuerbarer Energien erfasst werden. Somit geht ein Drittel (33,3 Prozent) des Zuwachses an Siedlungs- und Verkehrsfläche in Bayern insgesamt auf Versorgungsanlagen zurück. In absoluten Zahlen, die den Statistikern in diesem Jahr erstmals zur Verfügung stehen, liegen die Flächen für Kraftwerke bei 12 857 ha, was 77,6 Prozent der Flächen für Versorgungsanlagen entspricht. Dabei können mit 10 245 ha 79,7 Prozent der Kraftwerksflächen den Photovoltaikanlagen auf Freiflächen zugeordnet werden. In Summe entfallen auf die Nutzungsarten „Industrie und Gewerbe“, „Handel und Dienstleistung“, „Versorgung“ und „Entsorgung“ 11,4 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsfläche.

81 Hektar mehr für Sport, Freizeit und Erholung

Eine Zunahme um 81 ha (+0,1 Prozent) verzeichnen die Statistiker bei den Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen. Insgesamt entfallen 6,5 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsfläche Bayerns auf diese Nutzungsart.

Der Anteil der Flächen gemischter Nutzung (Wohnen und Gewerbe) an der Siedlungs- und Verkehrsfläche bleibt bei 13,9 Prozent. Diese Flächen nahmen im Jahr 2023 um 277 ha (+0,2 Prozent) zu.

Sonstige Flächen – hierzu gehören u. a. Flächen „besonderer funktionaler Prägung“ (Flächen mit öffentlichen Gebäuden, historische Anlagen u. ä.), aber auch Friedhöfe oder Halden – nehmen zwischen Ende 2022 und Ende 2023 um 109 ha (+0,3 Prozent) zu. Ihr Anteil an der Siedlungs- und Verkehrsfläche liegt Ende 2023 bei rund 3,9 Prozent.

Oberbayern mit höchstem – Oberfranken mit niedrigstem Flächenverbrauch

In den Regierungsbezirken liegt der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der jeweiligen Gesamtfläche zwischen 11,0 Prozent (Oberpfalz) und 14,1 Prozent (Mittelfranken). Den prozentual gesehen deutlichsten Zuwachs an Siedlungs- und Verkehrsfläche gibt es im Jahr 2023 mit einem Plus von 0,77 Prozent (819,3 ha insgesamt) in der Oberpfalz. Die kleinste Zuwachsrate errechnen die Statistiker mit 0,40 Prozent (406,3 ha insgesamt) für den Regierungsbezirk Mittelfranken. In absoluten Zahlen reicht der Flächenverbrauch mit 1 045,1 ha (+0,48 Prozent) in Oberbayern bis 380,8 ha (+0,43 Prozent) in Oberfranken.