Die eigene Stadt besser kennenlernen – unter diesem Motto hatte die VMW zu einem Stadtteilspaziergang ins Hasenbergl eingeladen. 25 Personen, von 14 Mitgliedsunternehmen und zwei Vertreterinnen des Stadtplanungsamtes haben sich am Freitagnachmittag, den 21.6.2024, an der U-Bahnhaltestelle Hasenbergl getroffen. In einem großen Bogen ist die Route nördlich bis zur Wintersteinstraße, über den Goldschmidplatz wieder nach Süden bis zum Stadtteilzentrum mira an der U-Bahn Dülferstraße gegangen.
Das Gelände des heutigen Hasenbergl diente ab dem 18. Jhd. der kurfürstlichen Hasenjagd, ab Anfang des 20. Jhd. wurde es für militärische Zwecke genutzt.
Nach dem 2. Weltkrieg, in Zeiten großer Wohnungsnot, fiel 1960 vom Münchner Stadtrat die Entscheidung hier Wohnungen für damals 18.000 Personen zu schaffen.
Die neue Großwohnsiedlung sollte „modern, großzügig und grün“ sein, nach den aktuellen Erkenntnissen des Städtebaus der gegliederten und aufgelockerten Stadt – im Gegensatz zur „steinernen Stadt“ in den Innenstädten.
Freistehende Zeilenbauten und Punkthäuser auf großzügigen Frei- und Grünflächen und eine Auto-gerechte Planung bestimmten das Bild.
Architekten für diese neuen Wohngebiete waren u. a. Ernst Maria Lang, Helmut von Werz, Christoph Ottow und Ernst Böllemann.
Sieben gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften, darunter die Neue Heimat, Südhausbau, GWG München und das Evangelische Siedlungswerk in Bayern, errichteten Sozial- und Eigentumswohnungen für die einkommensschwache Bevölkerung.
Bald jedoch zeichnete sich ein Mangel an wichtigen Infrastruktureinrichtungen, wie Schulen, Kirchen, Gewerbe oder Verkehrsanbindung ab, die großzügigen Freiflächen waren noch ohne gute Aufenthaltsqualitäten gestaltet. Gleichzeitig alterte die Bevölkerung.
Ab Mitte der 80-er Jahre konnte man die infrastrukturellen Defizite, zunehmende Leerstände und damit einhergehende Stigmatisierung des Stadtteils nicht mehr übersehen:
Die Stadt reagierte: im Jahr 1989 beauftragte sie ein städtebauliches Entwicklungskonzept. Im Jahr 1993 fiel der Stadtratsbeschluss zum Sanierungsgebiet nach § 142 Baugesetzbuch. Es wurden Städtebauförderprogramme aus Bund und Land abgerufen und der bestehende Bebauungsplan 536 in Teilbebauungspläne umgewandelt.
So konnten folgende Aspekte als Sanierungszeile formuliert werden:
- Schaffung von zusätzlichem, dringend benötigtem, preisgünstigem Wohnraum
- Verbesserung und Nachrüstung der infrastrukturellen Erschließung
- Schaffung von Arbeitsplätzen oder Beschäftigungsangeboten
- Nutzung von Pkw-Stellplätzen (versiegelten Flächen) als Flächen für Nachverdichtung
- Verbesserung des Orts- und Landschaftsbildes und des Freiflächenangebots
- Optimierung der Fuß- und Radwegebeziehungen
- und der vorhandenen Grünstrukturen durch Vernetzung der einzelnen Grünflächen
- Bessere Anbindung an das überörtliche Grün
- Nutzbarmachung des „Abstandsflächengrün“ für die Wohnbevölkerung
- Erhaltung und Erweiterung der bestehenden Nahversorgung
Bis ins Jahr 2011 wurden die Programme der „Sozialen Stadt“ geplant und umgesetzt. Einige Projekte aus dieser Zeit und auch neue Entwicklungen haben wir auf unserer Tour kennengelernt.
Von der Münchner Wohnen GmbH haben uns Stefanie Noack, Ole Beißwenger und Susanne Kraus unter anderem diese Projekte vorgestellt:
- Ganz aktuell: eine städtebauliche Ergänzung an der Itttlinger Straße: 80 öffentlich geförderte Wohnungen, mit TG und Mobilitätshub
- Schon länger in Betrieb: eine PKW-Garage, die auch als Rodelhügel dient, dazu große Flächen in den Freianlagen, die nutzer:innen-orientiert umgestaltet und aufgewertet wurden.
- Die “Wohnbanane“ an der Aschenbrennerstraße mit 80 Wohnungen, die als erstes Gebäude die städtebauliche Struktur der Hsenbergl-Gründerzeit verlässt.
- 4 Wohnhäuser im WAL- Programm (Wohnen für alle) aus dem Jahr 2018
- und eine große oberirdische Parkgarage an der Stösserstraße.
Peter Schmidt, ehemaliger Vorstand der WOGENO eG, hat lebendig und anschaulich aus seiner Jungend im damals noch jungen Stadtviertel berichtet.
Im Stadtteilcafé der Diakonie haben wir bei Kaffee und Kuchen mehr zur sozialen Arbeit für Jung und Alt der Diakonie im Viertel erfahren.
Beeindruckend ist der weite Goldschmiedplatz am Rande der „Panzerwiese“ mit seinen vielen Funktionen und dem industriellen Charme der alten Trambahnwendeschleife, der Linie 8.
Entlang der Achse Schleißheimer Straße, mit Blick auf die Frauenkirche, wurde der Spaziergang am Dülferanger beendet und die Teilnehmer:innen konnten die vielen neuen Eindrücke bei einer Brotzeit in der Bäckerei am Platz diskutieren.