Mit Schrecken musste Westeuropa im Februar 2022 feststellen, dass Krieg als Mittel der Interessendurchsetzung wieder näher rückt. Der russische Angriff auf die Ukraine hat in der ganzen Gesellschaft und auch innerhalb der Wohnungswirtschaft für Entsetzen gesorgt. Das menschliche Leid und die Zerstörung sind unermesslich.

Seit Februar sind über 4,5 Millionen Menschen vor dem Krieg aus der Ukraine geflohen, ganz überwiegend handelt es sich um Frauen und Kinder. Wie viele von ihnen aktuell bereits in Deutschland Schutz suchen, lässt sich nicht genau sagen. An zahlreichen Orten in Bayern unterstützt die Wohnungswirtschaft seit der ersten Stunde als Partner der Kommunen und in Zusammenarbeit mit sozialen Trägern die geflüchteten Menschen mit gutem und angemessenem Wohnraum.
Laut einer Umfrage des VdW Bayern Ende März stellen bereits rund 20 % der Mitgliedsunternehmen Wohnungen für Geflüchtete zur Verfügung oder bereiten dies derzeit konkret vor. Die Bereitschaft zur unkomplizierten Hilfe in dieser Ausnahmesituation ist groß: so berichteten uns etwa Wohnungsunternehmen davon, dass sie erst einmal auf eigene Kosten unmöblierte Wohnungen mit dem Nötigsten ausstatten und beispielsweise Küchenzeilen einbauen. Es gibt außerdem ein umfassendes Engagement der Mieter und Mitgliedern, die vielfach im Rahmen einer Untervermietung geflüchtete Personen aufnehmen.

Aktuell bestehen allerdings auch noch zahlreiche Herausforderungen. Viele Unternehmen berichten von Problemen bei der Betreuung und Kommunikation mit Personen aus der Ukraine aufgrund der bestehenden Sprachbarriere. Mit den Kommunen und Sozialträgern müssen vielfach außerdem noch gesicherte Vereinbarungen zur Übernahme der Kaltmiete und Nebenkosten getroffen werden – und auch bei der angemessenen Ausstattung der Wohnungen ist die Branche weiter auf Unterstützung angewiesen.

Das größte Problem bleibt gleichwohl die Verfügbarkeit von Wohnraum. Die Hilfsbereitschaft der bayerischen Wohnungswirtschaft ist um ein Vielfaches größer als die zur spontanen Unterbringung Geflüchteter bereitstehenden Wohnungsbestände.
Die hohe Bedeutung eines ausgeglichenen Wohnungsmarktes wird durch diese neue Herausforderung leider erneut illustriert.