München (08.06.2021) – Mietendeckel, Bodenfrage, Klimaschutz – die Wohnungspolitik ist eines der Kernthemen bei der Bundestagswahl 2021. Hohe Erwartungen an bezahlbare Mietwohnungen und CO2-neutrale Häuser müssen sich an der wohnungswirtschaftlichen Praxis messen lassen. Für den Verband bayerischer Wohnungsunternehmen steht fest: Auch in Zukunft braucht es bezahlbare Wohnungen. Beim Landesausschuss des VdW Bayern diskutieren bayerische Wohnungsunternehmen, wie sie bezahlbares Wohnen bei immer höheren Anforderungen und restriktiveren Vorgaben anbieten können. „Das Wohnen wird für die Menschen teurer werden, wenn die Politik die Anforderungen erhöht“ stellt Verbandsdirektor Hans Maier klar.
Der VdW Bayern hat seine 493 Mitgliedsunternehmen zu den aus ihrer Sicht wichtigsten Maßnahmen für mehr bezahlbaren Wohnungsbau befragt. Für die Wohnungsunternehmen steht eine verbilligte Abgabe von Bauland an erster Stelle. „Das Nadelöhr bei allen Anstrengungen rund um das bezahlbare Wohnen in Bayerns Städten und Gemeinden ist der Boden, auf dem die Wohnungen gebaut werden.“ sagt Maier. Nicht das ganze Bauland darf aus Sicht des VdW Bayern dem freien Markt überlassen werden. Ein Teil muss im Rahmen einer nachhaltigen Wohnungspolitik für den Bau von günstigen Mietwohnungen zur Verfügung stehen. „Als Gegenleistung bekommen die Kommunen dafür dauerhaft gute und sichere Wohnungen“, betont Maier.
An zweiter und dritter Stelle der wichtigsten politischen Maßnahmen stehen die Reduzierung von Normen und der Baukosten. „Die steigenden Baukosten sind ein Dauerthema, das uns seit Jahren begleitet“, ärgert sich der Verbandsdirektor. Die Bauwerkskosten sind seit dem Jahr 2000 um rund 80 Prozent gestiegen. So kostet der Bau eines Quadratmeters Wohnfläche inzwischen ca. 3.800 Euro. „Das macht es unseren Mitgliedsunternehmen schwer, eine Miete von unter 10,00 Euro pro Quadratmeter zu verlangen – auch in Klein- und Mittelstädten.“ Deshalb müsse ein weiterer Anstieg der Baukosten gestoppt werden.
Höhere Zuschüsse beim sozialen Wohnungsbau
Die hohen Baukosten spüren die Wohnungsunternehmen auch beim Bau von geförderten Wohnungen. Deshalb fordert der VdW Bayern eine Erhöhung der Zuschüsse von bisher 300 Euro auf zukünftig 500 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche im Rahmen der EOF-Förderung (Einkommensorientierte Förderung). „Dieser Zuschuss ist seit der Einführung vor fünf Jahren nicht angepasst worden. Um mit den steigenden Baupreisen einigermaßen Schritt halten zu können, ist eine Erhöhung dringend nötig“, erklärt Verbandsdirektor Maier.
Auf dem Weg in die CO2-Neutralität: Wer trägt die Kosten?
Die Klimaschutzziele der Bundesregierung werden von der Wohnungswirtschaft nicht in Frage gestellt. Im Gegenteil, die Branche sieht sich als Vorreiter. Seit 2010 wurden bayernweit fast 2,5 Milliarden Euro in die energetische Sanierung des Wohnungsbestandes investiert. Umso größer ist die Verärgerung über die angedachte 50:50 Kostenaufteilung der CO2-Kosten zwischen Mieter und Vermieter. Die Wohnungswirtschaft hätte Verständnis, wenn sich Vermieter mit unsanierten Wohnungen an den CO2-Kosten beteiligen müssen, aber:„ Alle Wohnungsvermieter über einen Kamm zu scheren, senkt die Motivation gerade der vielen engagierten Unternehmen, die sich hier engagieren.“
Überhaupt steht für die Wohnungsunternehmen naturgemäß die Kostenfrage der Klimaschutzmaßnahmen im Vordergrund. Die Wohnungsgenossenschaften, kommunalen und kirchlichen Wohnungsunternehmen sind Vermögenstreuhänder. „Das bedeutet, sie müssen mit dem verwalteten Wohnungsbestand wirtschaftlich umgehen“, erläutert der Verbandschef. Deshalb müssten die Investitionen in den Klimaschutz immer auch finanzierbar sein. „Gerade bei Mietern mit mittleren und kleineren Einkommen ist aber nicht jede Investition möglich“, betont Maier. Vom Staat wünscht er sich deshalb eine ehrliche Antwort auf die Frage, wer die Lasten der milliardenschweren Investitionen tragen soll. Laut ihren Wahlprogrammen wollen viele Parteien die Anforderungen an Wohngebäude erhöhen und zugleich die Einnahmeseite der Wohnungsunternehmen begrenzen. „Das geht sich nicht aus. Wenn der Staat nicht hilft, wird das Wohnen für die Menschen teurer werden.“ verdeutlicht Maier.
Pressemitteilung zum Download: hier klicken