München (21.05.2020) – Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die bayerische Wohnungswirtschaft sind weniger dramatisch als zunächst befürchtet. Eine Mehrheit der Mitglieder des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen sieht die Unternehmensentwicklung derzeit nur geringfügig eingeschränkt. Allerdings wurden bei 40 Prozent der Wohnungsunternehmen bereits Mietzahlungen gestundet. Besonders betroffen sind gewerbliche Mietobjekte. Das ergab eine Mitgliederbefragung des Verbandes.

Verbandsdirektor Hans Maier zeigt sich erleichtert: „Bisher ist die bayerische Wohnungswirtschaft mit einem blauen Auge davongekommen.“ In einer ersten Umfrage Anfang April hätten die Verbandsmitglieder die Situation deutlich negativer eingeschätzt. Stand heute sieht eine Mehrheit der Verbandsmitglieder die Unternehmensentwicklung in den kommenden Monaten nur geringfügig beeinträchtigt.

Stundungen bei 1.084 Mietverhältnissen

Am deutlichsten spüren die Wohnungsunternehmen die Corona-Pandemie beim Vermietungsgeschäft. 40 Prozent der Verbandsmitglieder haben auf Anfrage von Mietern bereits Mietzahlungen gestundet. Davon betroffen sind 1.084 Mietverhältnisse mit einem Volumen von rund 800.000 Euro. Dazu kommt das unangekündigte Ausbleiben von Mietzahlungen seit Beginn der Pandemie. Hiervon sind 2.445 Mietverhältnisse mit einem Volumen von 619.000 Euro betroffen. „Ein klarer Zusammenhang zwischen diesen ausgebliebenen Mieten und der Corona-Krise kann aufgrund der fehlenden Rückmeldungen aus den Mieterhaushalten nicht getroffen werden“, erläutert der Verbandsdirektor. Von den befragten Unternehmen erwarten 40 Prozent in den nächsten Monaten einen weiteren Anstieg der Mietausfälle.

Bei den Gewerbeimmobilien berichten 58 Unternehmen, 44% aller Gewerbevermieter unter den Verbandsmitgliedern, von Mietstundungen bei insgesamt 278 Mietverhältnissen. Insgesamt wurden Gewerbemietzahlungen mit einem Volumen von knapp einer Millionen Euro gestundet.

Leichte Verzögerungen auf den Baustellen

Bei fast jedem zweiten Unternehmen kommt es derzeit zu Verzögerungen bei Neubau- und Modernisierungsmaßnahmen. Diese werden jedoch bisher als moderat eingeschätzt. Im Bereich der Instandhaltungen von Wohnungen herrscht allerdings Stillstand, handwerkliche Maßnahmen in bewohnten Einheiten werden nur noch im Notfall durchgeführt. „Alles in allem läuft die Arbeit auf Bayerns Baustellen in Anbetracht der derzeitigen Situation überraschend gut“, freut sich Maier.

Nachbarschaftliche Hilfe in schweren Zeiten

Die Situation in den Wohnquartieren wird von den Unternehmen als positiv empfunden. Mehr als ein Drittel der Befragten sagt, dass die Pandemie bislang zu mehr Nachbarschaftshilfe und Solidarität geführt hat.

Zur Umfrage

An der Umfrage haben sich zwischen 8. und 14. Mai 218 Wohnungsunternehmen mit einem Bestand von 337.643 Wohnungen beteiligt. Darunter Wohnungsgenossenschaften (144), kommunale Wohnungsunternehmen (40) und sonstige Unternehmen (8). 133 der Unternehmen vermieten Gewerbeimmobilien, insgesamt 5.715 Objekte. Bei den befragten Unternehmen sind alle Regierungsbezirke sowie Groß-, Mittel- und Kleinstädte vertreten. Eine erste Umfrage zu den Risiken und Folgen der Corona-Pandemie hat der VdW Bayern bereits im April durchgeführt.

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