In aktuellen wohnungswirtschaftlichen Debatten sind die Themen „Klimaschutz“, „neuer Wohnraum“ und „moderne Systembauweisen“ allgegenwärtig. Folglich werden im Fachausschuss Technik diese Themen kontrovers diskutiert. Der diesjährige Workshop Technik widmete sich ganz dem Thema Holzbau im Geschosswohnungsbau. Gerade bei Neubauten und bei Aufstockungen ist der älteste Baustoff der Welt aktueller denn je. Aber auch bei Modernisierungen ist Holz als natürlicher Dämmstoff eine Alternative. In der Stadthalle Fürth wurden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern verschiede Technologien anhand der Baumaßnahmen bayerischer Wohnungsunternehmen und -genossenschaften präsentiert.

Die einleitenden Worte von VdW-Verbandsdirektor Hans Maier und vom Vorsitzenden des Fachausschusses Technik beim VdW Bayern, Reinhard Zingler machten deutlich, dass das Thema Holzbau nicht wirklich neu ist. Die Erfahrungen von Baumaßnahmen der letzten Jahrzehnte sind bezüglich des Geschosswohnungsbaus als eher durchwachsen zu bezeichnen. Es überwog die Skepsis der Bauherren. Zudem sind Holzbauten nicht günstig. Im Gespräch sind aktuell Mehrkosten von 10 bis 20 Prozent gegenüber einer Massivbauweise.

Warum ist die Holzbauweise dennoch so interessant?

Da ist zum einen der hohe Vorfertigungsgrad. Dank moderner Technologien lassen sich die meisten Elemente im Werk vorfertigen und auf der Baustelle zusammensetzen. Durch die teilautomatisierte Herstellung der Elemente ist die Qualität deutlich gestiegen.

Darüber bereitet der Handwerkermangel den Wohnungsunternehmen große Probleme. Immer öfter werden Generalunternehmer (GU) beauftragt, um das Ausfallrisiko einzelner Gewerke zu verlagern. Holzbauten, egal welcher Typologie, werden fast ausschließlich als Generalunternehmerleistung erstellt. Vergleicht man den genannten Kostennachteil mit den Kosten einer Vergabe an einen klassischen Massivbau-GU, schwindet der Nachteil des Holzbau-GU´s deutlich.

Holz ist ein natürlicher Werkstoff. Er ist ein nachwachsender Rohstoff und kann leicht recycelt werden. Die deutlich bessere CO2-Bilanz beruhigt das Gewissen. Außerdem erfolgt die Wertschöpfung in der Regel regional, im ländlichen Raum.

In der Ästhetik schneidet Holz ebenfalls regelmäßig gut ab. Zingler berichtete von einem Holzbauprojekte der Joseph-Stiftung in Ansbach, welches auch nach knapp 10 Jahren optisch einen sehr guten Eindruck mache. Die Bewohnerschaft bewerte darüber hinaus die Wohngefühl als sehr positiv. Aufgrund der hohen „Empathie“ die dem Baustoff entgegengebracht wird, sei ein sehr pfleglicher Umgang mit dem Baukörper zu beobachten.

Letztlich ist das Leistungsbild der planenden Architekten und Ingenieure einem Wandel unterworfen. Die Vielzahl an Technologien, Produkten, Vorschriften und Normungen machen es den Planern zunehmend schwerer, Details fachgerecht zu planen und auf der Baustelle umzusetzen. Bei Holzbauten werden Werk- und Detailplanungen dagegen in der Regel vom Generalunternehmer erbracht. Bezogen auf die jeweilige Bauweise hat er das notwendige Spezialwissen.

Der Prinz-Eugen-Park in München

Ulf Rössler, von Architekturbüro Dressler-Mayerhofer-Rössler aus München führte durch das Programm. Er ist Mitbegründer des „Holzbau-Netzwerk-München“, einer Initiative, welche den Informations- und Wissensaustausch rund um das Thema Holzbau zum Inhalt hat. „Der Baustoff Holz bietet großes Potential“ ist der Architekt überzeugt.

Anhand der Entstehung des Quartiers Prinz-Eugen-Park in München erläuterte Rössler die Entwicklung zur ökologischen Mustersiedlung. Für alle Beteiligten stehen eine gute soziale Durchmischung, eine stabile Nachbarschaft sowie die Förderung des Einsatzes nachwachsender Rohstoffe im Vordergrund. Insgesamt entstehen hier 1.800 Wohnungen für etwa 4.500 Menschen. Neben einer Schule sollen sieben Kindergärten und ein Stadtteilzentrum entstehen. Im Zusammenhang mit den in Holz fertiggestellten Sozialwohnungen innerhalb des neuen Quartiers handele es sich, nach Ansicht des Architekten, um die derzeit „schönsten geförderten Wohnungen Deutschlands“.

Der Einsatz nachwachsender Rohstoffe wurde zu einem Kriterium bei der Grundstücksvergabe und der Förderhöhe. Bemessungsgrundlage für die Höhe der Förderung war die Kennzahl „Nawaros“. Ausschlaggebend ist demnach die Masse der nachwachsenden Rohstoffe (Nawaros) je Quadratmeter Wohnfläche. Folglich mussten alle Bauteile betrachtet werden.

Dieser Wert ist grundsätzlich abhängig von der Bauweise. Hier wird in Holz- und Hybridbauweisen unterschieden. Bei Hybridbauweisen werden massive Bauteile (z.B. Zwischendecken aus Beton) mit Holzbauteilen gemixt. Bei reinen Holzbauten sind dagegen maximal noch die Treppenhäuser massive Bauteile. Letzteres zumeist aus statischen bzw. brandschutztechnischen Anforderungen. Keller und Tiefgaragen werden bislang immer massiv errichtet.

Bei einem Einfamilienhaus in Holzständerbauweise liegt dieser „Nawaros“ oft über 200 kg/m². Durch die Erschließungs- und Gemeinschaftsflächen ist dieser Wert bei einem Mehrfamilienhaus geringer. Geförderte Wohnungen werden mit 2 €/kg unterstützt, freifinanzierte Wohnungsbauten mit 0,70 €/kg.

Der Holzhybridbau

Im zweiten Vortrag erläuterte Reinhold Müller von der Firma Müllerblaustein die Arbeitsweisen seiner Firma. Von der BIM-Planung über die CNC-gestützte Fertigung bis zum Schlüsselfertigbau als Generalübernehmer (Planungs- und Bauleistungen) bietet Müllerblaustein weitreichende Leistungen im Holzbau an. Modulbauten gehören auch zum Programm. Im Prinz-Eugen-Park baute Müllerblaustein im Auftrag der GWG München ein Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage und Kindergarten. Es wurde ein Objekt mit bis zu 7 Geschossen in Holzhybridbauweise errichtet. Die Ausschreibung für diese Leistung erfolgte im Verhandlungsverfahren. Hierbei wurden neben der Wirtschaftlichkeit auch Kriterien wie die Leistungsfähigkeit als Generalunternehmer und Planer sowie Referenzprojekte gewertet.

Das Merkmal an Hybridbauweisen ist die Kombinationen aus verschiedenen Werkstoffen, hier Holz und Stahlbeton. So wurden die Zwischendecken als Holz-Beton-Verbund-Decken geplant. Die Horizontale Aussteifung erfolgte durch Betonscheiben im Zusammenhang mit dem Treppenhauskern. Die Außenwände wurden als nichttragende Holz-Rahmen-Bauteile geplant. Die Lastabtragung erfolgt über innenliegende Holzstützen.

Müller verdeutlichte, dass die herkömmliche Planungskultur ein Hemmnis im Projektablauf darstellt. Je eher die ausführende Firma in den Planungsprozess integriert wird, desto eher kann mit der Vorfertigung begonnen werden. Auftragnehmerspezifische Umplanungen entfallen und es kann durch eine Planungs-Kooperation bereits parallel zur Planungsphase des Architekten mit der Werkstattplanung begonnen werden.

Das Projekt wurde von Müllerblaustein bereits als BIM-Pilotprojekt geplant. Hierzu gab Müller Einblicke in die Besonderheit der Planungsmethode.
In einem Zweiten Teil des Vortrages stellte Müller noch ein Modulbausystem vor, welches für eine Soziale Stiftung entwickelt und bereit mehrfach, z.B. in Schwäbisch Gmünd, errichtet wurde. Das besondere Merkmal ist, dass die Erschließungsseite der Fassade immer individuell gestaltet werden kann. So erhält jedes Haus trotz Modulbau sein eigenes Gesicht.

Abschließend gab Müller noch einen Ausblick auf seine Vorstellung zukünftiger Bauweisen. Demnach ist das aktuelle Ziel: Einsparung von Kosten und Zeit durch gleiche Bauteile. Durch autonome (Vor)Fertigung werden zukünftig auch unterschiedliche Bauteile mit nahezu gleichem Aufwand hergestellt.

Ausblick

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass Holz- und Holzhybridbauweisen im Geschosswohnungsbau gereift sind und mittlerweile eine echte Alternative zum klassischen Hochbau bieten. Durch den hohen Grad der Vorfertigung ist eine frühzeitige Integration der ausführenden Firma in die Planungsprozesse erforderlich.

Bleibt abzuwarten, wie sich die künftige CO2-Bepreisung auf die Baukosten auswirkt. Auch ein Ausbau der Holzbauförderungen in der Zukunft könnte die Attraktivität von Projekten mit diesem Baustoff weiter erhöhen. Der noch vorhandenen Kostennachteil könnte sich damit im Laufe der Zeit egalisieren oder sogar in einen Vorteil verwandeln.

Es lohnt sich also den nachhaltigen Baustoffe Holz zukünftig im Blick zu behalten.